FAQ

Was ist die Jungfrauenweihe?

Die Jungfrauenweihe begründet eine Form der Christusnachfolge und bildet den ewigen Bund Christi mit der Kirche ab, den die Eheleute zeichenhaft durch das Sakrament der Ehe leben. Mit dem Empfang der Weihe wird die Kandidatin dem Herrn mystisch anverlobt und für den Dienst der Kirche bestimmt. Sie gehört dadurch einem öffentlichen Stand des geweihten Lebens an, dem Stand der geweihten Jungfrauen (Ordo Virginum).

Wer kann die Jungfrauenweihe empfangen?

Für die Zulassung zur Jungfrauenweihe ist es erforderlich, dass die Bewerberinnen niemals eine Ehe eingegangen sind und auch nicht offenkundig ein dem jungfräulichen Stand widersprechendes Leben geführt haben.
Die Kandidatinnen sollen nach menschlichem Ermessen durch ihr Alter, ihr Urteilsvermögen und ihre Lebensführung die Gewähr bieten, auf Dauer in der persönlichen Ganzhingabe an Christus in der Kirche und für die Kirche als Braut Christi zu leben.
Eine Bewerberin muss sich im Klaren sein, dass die gottgeweihte Jungfrau mitten in der Welt lebt und nicht Mitglied eines Institutes geweihten Lebens ist.
Die Entscheidung über die Aufnahme in die Kandidatur und die Zulassung zur Jungfrauenweihe, trifft der Diözesanbischof. Er entscheidet ebenso über deren Ablehnung.

Ist die Jungfrauenweihe zeitlich begrenzt?

Die Jungfrauenweihe ist ein ewiger Bund der Liebe mit dem Herrn, über den Tod hinaus. Dabei handelt es sich um ein eschatologisches und prophetisches Zeichen für die kommende, schon angebrochene Welt. Die Weihe ist öffentlich, einmalig und unwiderruflich. Deswegen geht eine angemessene Vorbereitungszeit voraus.

Ist die Jungfrauenweihe ein Sakrament?

Die Jungfrauenweihe ist ein Sakramentale, also „ein heiliges Zeichen, durch das in einer gewissen Nachahmung der Sakramente Wirkungen, besonders geistlicher Art, bezeichnet und kraft der Fürbitte der Kirche erlangt werden“ (can. 1166 CIC).
Das Sakramentale der Jungfrauenweihe ist ein liturgischer Ausdruck für den unauflöslichen Bund zwischen Christus und der Kirche, der sich hier auf bezeichnende Weise in einer konkreten Person spiegelt. Das ist keine Metapher, sondern eine Realität, die zum Geheimnis der Kirche gehört. Auch wenn die Weihe einer Jungfrau nicht der sakramentalen Ordnung angehört, ist sie dennoch Teil der sakramentalen Struktur der Kirche: „Dadurch seid ihr ein deutliches Zeichen jenes großen Geheimnisses, das schon mit dem Beginn des Menschengeschlechtes vorgebildet, durch den bräutlichen Bund Christi mit der Kirche aber vollendet wurde“ (OCV I, Nr. 17).

Warum ist die Rede von einer Weihe, wenn keine Salbung mit Öl erfolgt?

Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes wird bei der Jungfrauenweihe die ganze Person zu einem eschatologischen Zeichen der himmlischen Braut und des ewigen Lebens, Gott geweiht. Dieser mystische Bund mit Jesus Christus kann nicht gelöst werden, auch wenn es sich in diesem Fall nicht um dieselbe Unauflöslichkeit handelt, wie sie bei der Priesterweihe hergestellt wird.
Um zu beurteilen, ob ein Ritus eine Weihe enthält oder nicht, muss man vor allem auf die Absicht der Kirche und darauf achten, ob in der Sache oder in der Person die für eine Weihe nötigen Bedingungen erfüllt sind (völlige und dauerhafte Hingabe an Gott …). Daher ist die Frage, ob Öl verwendet wird oder nicht, zweitrangig. Die Verwendung von Öl erklärt sich bei den meisten Weihen daraus, dass die Kirche die Salbung als aussagekräftiges Ritual betrachtet, das ihre Absicht veranschaulicht. Tatsächlich sind die Salböle in der Liturgie oft Zeichen und Ausdruck einer Weihe, die bereits durch andere liturgische Handlungen vollzogen worden ist. Bei den Riten der Taufe und der Priesterweihe zum Beispiel wird der Kopf des Täuflings und werden die Hände des Neupriesters erst nach der eigentlichen Weihe gesalbt. Andererseits verdeutlichen die besagten Salbungen die inneren Wirkungen, die durch die Herabkunft des Heiligen Geistes hervorgerufen worden sind. Die einzige neutestamentliche Salbung, die ohne Zweifel auf eine göttlich-apostolische Einsetzung zurückgeht, nämlich die Krankensalbung, ist nicht Teil eines Weiheritus im engeren Sinne. Die Jungfrauenweihe ist immer schon als echte Weihe (consecratio) betrachtet worden, auch wenn es nie eine Vorschrift gegeben hat, die hierbei die Verwendung von Salbölen vorsah. Dies ist schon aus den alten Sakramentarien der frühen Kirche zu entnehmen.

Legt die Kandidatin bei der Jungfrauenweihe Gelübde ab?

Nein, die Kandidatin bekräftigt ihren Entschluss (propositum) für immer im Stand der Jungfräulichkeit zu verbleiben. Indem sie ihre Entschlossenheit bekundet, nimmt die Kirche die Gabe ihrer Jungfräulichkeit entgegen und weiht ihre Person.
Ihr Entschluss ist Voraussetzung zum Empfang der Weihe, aber ihre Willensbekundung ist nicht ausreichend. Diese muss von der Autorität der Kirche angenommen werden, denn dieses Geschehen betrifft die Beziehung zwischen Gott und dieser Frau als Glied der Kirche. Eine geweihte Jungfrau repräsentiert die Kirche als dem Herrn gehörend, als seine Braut. Eine solche Übereignung der Person ist gleichzeitig Gemeinschaft mit der Ganzhingabe Christi an den Vater. Als seine Braut hat die geweihte Jungfrau Teil an seiner Hingabe, an seinem Opfer, und ist dadurch geheiligt (vgl. Eph 5, 24-32).
Die geweihte Jungfrau befolgt ein Leben nach dem Evangelium. Als Braut Christi tut sie dies kraft der ihr durch die Jungfrauenweihe verliehenen Gnade, und nicht kraft der Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams.

Hat der Ordo Virginum einen Gründer oder Stifter?

Der Stand der geweihten Jungfrauen kennt keinen Gründer oder Stifter, wenn nicht die Kirche selbst. Der feierliche Ritus, deren Kern im Weihegebet zu finden ist, konstituiert eine Kandidatin zu einer geweihten Jungfrau in der Kirche. Das ist u.a. ein Unterschied zu einem privaten Gelübde, einer Ordensprofess oder einer anderen heiligen Bindung in einer kirchlichen Gemeinschaft.

Hat eine geweihte Jungfrau eine Regel bzw. eine Oberin?

Die geweihte Jungfrau hat keine Regel oder Konstitutionen. Ihre „Regel“ findet sich im Evangelium und im Ritus abgebildet.
Ihren Vorsatz der Jungfräulichkeit legt sie in die Hände des Diözesanbischofs, der in der Diözese das Haupt der Kirche repräsentiert.
Ordenschristen und Mitglieder anderer Institute des geweihten Lebens, legen ihre Gelübde bzw. andere heilige Bindungen in die Hände ihrer Oberen ab. Die geweihte Jungfrau ist dem Diözesanbischof, der Diözese in der sie lebt, zugeordnet.

Welche Beziehung besteht zwischen geweihter Jungfräulichkeit und dem Ehebund?

Sehr treffend drückt das Weihegebet die Beziehung zwischen der Berufung zu einem jungfräulichen Leben und der Berufung zur Ehe aus: „Vielfältig sind die Gaben, die sie aus deiner Fülle empfangen; erhaben ist die Berufung zum jungfräulichen Leben, die du manchen von ihnen gegeben hast. Obwohl sie die Würde des Ehebundes, den du gesegnet hast, erkennen, verzichten sie dennoch auf das Glück einer Ehe; denn sie suchen einzig, was das Sakrament der Ehe bedeutet: die Verbindung Christi mit seiner Kirche“ (OCV I, Nr. 24). Im Gebet trägt sie die Sorge der Eheleute vor den Herrn (vgl. OCV I, Nr. 17).

Welches ist die Spiritualität einer geweihten Jungfrau?

Die bräutliche Spiritualität der geweihten Jungfrau ist zutiefst christozentrisch, marianisch und kirchlich. Die geweihte Jungfrau orientiert sich am vorbehaltlosen Glauben Mariens und an ihrem treuen Ausharren an der Seite ihres Sohnes bis unter dem Kreuz. Sie schöpft in ihrem geistlichen Leben insbesondere aus der Hl. Schrift, aus den Sakramenten, aus dem inneren Gebet und aus dem reichen Schatz der spirituellen Quellen der Kirche.

Was bedeutet, dass die geweihte Jungfrau „zum Dienst der Kirche bestimmt“ ist?

Der Dienst der geweihten Jungfrau zeichnet sich durch zwei Wirklichkeiten aus: ihre Ganzhingabe an Christus und ihr gänzlich Christus hingegebenes Leben in der Welt.
Mit ihrem ganzen Sein wird die geweihte Jungfrau zum Bild und Zeichen der Kirche, indem sie als Braut Christi die bräutliche Wirklichkeit der Kirche zum Leuchten bringt, unabhängig davon, welchen Beruf sie ausübt oder welche Aufgaben in der Welt sie wahrnimmt.
Mit der Überreichung des Stundenbuches bei der Weiheliturgie, wird ihr das Lob Gottes und das Gebet für das Heil aller Menschen als ihr Dienst für die Kirche anvertraut (vgl. OCV I, Nr. 28).

Trägt die geweihte Jungfrau einen Habit?

Die Jungfrauenweihe stellt eine Frau weiterhin mitten in das säkulare Umfeld dieser Welt, in der sie ihre kirchliche Verortung ohne äußere Zeichen lebt, mit Ausnahme des Rings, der ihre Vermählung mit Christus zum Ausdruck bringt und ihr bei der Weihe überreicht wird.
Als geheiligte Person in einem öffentlichen Stand des geweihten Lebens wird sie darauf achten, wie ihr äußeres Erscheinungsbild „etwas“ von der Schönheit der Liebe zwischen Braut und Bräutigam zum Ausdruck bringt (vgl. Ps. 45,12), denn für Christus hat sie sich bereit gemacht. Entsprechend ihrer beruflichen Situation und ihrem kulturellen Umfeld wird sie gemäß einer Braut Christi und Christus zu Ehren kleiden und auch dadurch ihre frauliche und bräutliche Liebe zu Ihm zum Ausdruck bringen.
Der Schleier, der ihr bei der Jungfrauenweihe überreicht wird, ist nicht Bestandteil eines Habits, sondern ein Symbol für die neue Wirklichkeit der geweihten Jungfrau. Er wird von Zeit zu Zeit von ihr getragen werden, z.B. bei der Feier einer Jungfrauenweihe, bei liturgischen Feiern am Tag des geweihten Lebens, bei einer Priesterweihe oder bei einer Professfeier, bei Begegnungen mit anderen geweihten Jungfrauen, zum privaten Gebet zu Hause, nicht aber im Alltag.

Wie wird eine geweihte Jungfrau angesprochen?

Die geweihte Jungfrau trägt keine Kürzel hinter ihrem Namen wie ein Ordenschrist und wird nicht mit „Schwester“ angesprochen, sondern mit ihrem Namen. Durch die freundschaftliche Beziehung untereinander ist oft die Rede von „Mitschwestern“, ebenso wie unter Diözesanpriestern die Rede von „Mitbrüdern“ ist.

Lebt eine geweihte Jungfrau in Gemeinschaft?

In der Regel lebt eine geweihte Jungfrau allein und ist für ihren Lebensunterhalt verantwortlich. Aus beruflichen oder praktischen Gründen kann es kleine Wohngemeinschaften unter geweihten Jungfrauen geben oder sie lebt im familiären Umfeld, um beispielsweise alte oder kranke Eltern zu pflegen. Ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Arbeit, Gebet, Freundschaften und Erholung ist ratsam.