Sendung

Als Braut Christi gesandt

Marias Jawort ist für die geweihte Jungfrau alltäglicher Ansporn, den Willen Gottes gemäß der Weisung Marias auf der Hochzeit zu Kana anzunehmen: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5). In den Haltungen Mariens erkennt die geweihte Jungfrau gleichsam eine „Schule“ geweihter Jungfräulichkeit im Dienst der Kirche.

„Das Leben mit Christus verlangt Innerlichkeit, aber gleichzeitig öffnet es uns für die Verbindung mit den Brüdern und Schwestern: dahinein mündet eure Sendung.“ (Papst Benedikt XVI. an die Teilnehmerinnen des internationalen Kongresses des Ordo Virginum in Rom, 15.05.2008).

Mit ihrem ganzen Sein wird die geweihte Jungfrau zum Bild und Zeichen der Kirche, indem sie als Braut Christi die bräutliche Wirklichkeit der Kirche zum Leuchten bringt, unabhängig davon, welchen Beruf sie ausübt oder welche Aufgaben in der Welt sie wahrnimmt (vgl. OCV I, Nr. 17).

In der Kirche und für die Kirche

„Durch ihre Weihe durch den Diözesanbischof erwerben die geweihten Jungfrauen eine besondere Bindung an die Kirche, deren Dienst sie sich widmen, auch wenn sie weiter in der Welt bleiben. Allein oder in Gemeinschaft stellen sie ein besonderes eschatologisches Bild von der himmlischen Braut und dem zukünftigen Leben dar, wenn die Kirche endlich die Liebe zu ihrem Bräutigam Christus in Fülle leben wird“ (vgl. VC 7; Nr. 42). Die geweihte Jungfrau vereint sich mit der Kirche in der brennende Bitte: „Komm … komm, Herr Jesus!“ (vgl. Offb 22, 17a.20b). Die bräutliche Beziehung mit dem verherrlichten Christus im Ordo Virginum ist ein Charisma, das der Hl. Geist der Kirche schenkt. Als solches ist es darauf ausgerichtet die Einheit in der Gemeinschaft der Kirche zu wahren (vgl. Eph 4,3-4). Die geweihte Jungfrau hat ihre Berufung nicht nur für ihre persönliche Heiligung, sondern auch als Gabe für die Kirche empfangen.

Durch das Gebet und insbesondere das Stundengebet, das als Dienst an und in Einheit mit der universalen Kirche empfohlen wird, übt die gottgeweihte Jungfrau ihren Dienst an der Ortskirche aus. „Weise und freundlich“ – wie es das Weihegebet für sie erbittet – wird sie sich den Bedürfnissen aller uneingeschränkt öffnen und so Gottes Barmherzigkeit greifbar werden lassen. Ein echtes und eigentliches Dienstprogramm ist in der vorgeschlagenen Homilie im Ritus enthalten: „Liebt alle Menschen, habt vor allem ein Herz für die Armen. Helft nach Kräften den Notleidenden, pflegt die Kranken, lehrt die Unwissenden, beschützt die Kinder, kommt den Alten zu Hilfe, steht den Witwen und allen Bedrängten bei“ (vgl. OCV I, Nr. 17).

In der Welt und für die Welt

Die geweihte Jungfrau ist durch die Weihe weiterhin mitten in das säkulare Umfeld dieser Welt gestellt, in der sie ihre kirchliche Verortung ohne äußere Zeichen lebt, mit Ausnahme des Rings, der ihre Vermählung mit Christus zum Ausdruck bringt.

„Euer Leben sei ein besonderes Zeugnis der Liebe und sichtbares Zeichen des künftigen Reiches (vgl. OCV I, Nr. 17). Achtet darauf, dass eure Person immer die Würde der Braut Christi ausstrahle, die Neuartigkeit des christlichen Daseins und die frohe Erwartung des künftigen Lebens zum Ausdruck bringe. Auf diese Weise könnt ihr mit eurer ehrenhaften Lebensweise Sterne sein, die Orientierung geben für den Lauf der Welt. Die Entscheidung zum jungfräulichen Leben ist nämlich ein Hinweis auf die Vergänglichkeit der irdischen Wirklichkeit und die Vorwegnahme der künftigen Güter. Seid Zeugen der wachsamen und tätigen Erwartung, der Freude, des Friedens, der dem eigen ist, der sich der Liebe Gottes hingibt. Seid in der Welt präsent und dennoch Pilgerinnen auf dem Weg zum Reich. Die geweihte Jungfrau identifiziert sich nämlich mit jener Braut, die gemeinsam mit dem Geist den Herrn ruft: »Der Geist und die Braut sagen: Komm!« (Offb 22,17)“ (Papst Benedikt XVI. an die an die Teilnehmerinnen des internationalen Kongresses des Ordo Virginum in Rom, 15.05.2008).